Die Eco-Revolution des Surfens: Janna und Tomás verwirklichen ihren Traum in Portugal

Die Eco-Revolution des Surfens: Janna und Tomás verwirklichen ihren Traum in Portugal

 🏄🏻 Ein Bericht von Tomás Guichet 🏄🏻

Ein Traum wurde wahr! Wir haben unser eigenes Eco-Surfboard aus Holz und Kork gebaut.

Was für ein unglaublich schöner Ort. Nach 2 Monaten in der Algarve sind wir endlich bei Rodrigo Aranha Lopes angekommen, um einen sieben Tage Workshop zu machen. Rodrigo ist ein Vollblut-Shaper aus Brasilien. Er hat bereits in Australien gelebt und sein erstes Surfbrett schon vor vielen Jahren gebaut. Mittlerweile lebt er in der Nähe von Lissabon in einer alten Finca, die komplett renoviert und als Kita genutzt wird. Dort lernen die Kinder, sich außerhalb der Schule künstlerisch zu
entwickeln. Rodrigo arbeitet in einer rustikalen alten Scheune, umgeben von einem
Dutzend Orangenbäumen, und baut dort seine Surfbretter, hauptsächlich aus
recyceltem Holz. Nebenbei gibt es Recycling-Kurse für die Kinder.

Unsere Einführung in die Welt der Surfbretter, von Malibu über Shortboard bis hin zum Longboard.

Es ist Januar. Der Swell ist stark in der Lisboa Region und wir nutzen die Tage, um
uns an unser großes Projekt zu wagen: den Traum vom selbstgebauten Surfbrett aus Holz. Gut gelaunt und entspannt führt uns Rodrigo durch den Hof und öffnet die Pforte zu seinem Lager. Wir betrachten staunend eine Anzahl bereits hergestellter Surfbretter, und nun erklärt er uns die Geschichte hinter seinem Brand Aranha Shapes". Aranha ist sein Nachname und bedeutet Spinne. Das fließt in sein Design ein. Dieser Brand ist wie ein Spinnennetz, verbunden mit seiner anderen Firma WEB SHAPING BAY (webshapingbay.com). Web Shaping Bay ist eine Software, die er selbst entwickelt hat und mit der man sein Surfboard selbst modulieren kann. Beim Workshop wurde uns zunächst der Umgang mit der Software erklärt.

Nach einer groben Einführung in die Welt der Surfbretter, von Malibu über Shortboard bis hin zum Longboard, ging es los. Wir lernten, wie das Volumen, die Rails und die Nose und viele andere Variablen je nach Niveau und Welle angepasst werden können. Gemeinsam entwarfen wir dann mit seiner Hilfe und Expertise unser erstes eigenes Surfboard. Er empfahl uns ein Brett mit etwas mehr Volumen, um mehr Wellen zu catchen, aber dennoch agil genug für Turns zu sein und den nächsten Schritt im Surfen zu machen. Wir besprachen die letzten Details und modellierten nun drauf los. Der nächste Schritt war der Laserdruck. Rodrigo brachte ihn nach Sintra zum Fablab, wo er auf einer Holzplatte die kleinen Modularplatten druckte, die später das Skelett oder die Basis für unser Surfboard sein würden. Der Aufbau ist recht simpel. Man steckt die einzelnen Stücke wie bei einem Lego-System zusammen und hat schnell ein futuristisch aussehendes Skelett, das als Grundgerüst für unser Surfbrett dient.

Kryptomer-Holz: Eine nachhaltige Quelle für unsere Surfboard-Träume

Wir freuen uns auf die nächsten Tage und grillen zusammen einen Fisch zum Sonnenuntergang, während wir den Forecast von der nahegelegenen Costa da Caparica studieren. Denn am nächsten Tag werden wir surfen und dazu dürfen wir eines seiner Bretter verwenden. Der nächste Tag beginnt mit frisch gepressten Orangen aus dem Garten. Nach einem leckeren Porridge gehen wir direkt in den Schuppen, wo er uns das Kryptomer-Holz zeigt. Dieses Holz wird von Transportern aus dem nahegelegenen Hafen von Lissabon gespendet. Das Holz wurde einst als Verpackung für gebrauchte Traktoren aus Japan verwendet, er gibt dem Holz jetzt ein zweites Leben. Wir verwandeln es nun in ein Surfboard und erfreuen uns an der Vorstellung, damit über die Wellen zu gleiten.

Aus diesen Leisten zaubern wir nun ein Deck und ein Bottom. Wir wählen helles Holz für das Deck und dunkles Holz für das Bottom. Nach Fertigstellung müssen wir diese nun zusammenkleben. Rodrigo erklärt uns die Technik, und wir lassen sie ein paar Stunden trocknen, während wir die Zeit natürlich zum Surfen nutzen. Die Tage sind von einem relativ großen Swell geprägt, aber bei milden Temperaturen um die 18 Grad lässt es sich in den etwas größeren Wellen aushalten, und wir trotzen den Naturgewalten so gut wir können. Am nächsten Tag kleben wir zuerst das Deck und nutzen die Wartezeit, um den Kork vorzubereiten. Wir schneiden mehrere Streifen und kleben sie dann zusammen. Mit ein paar Gewichten beschweren wir sie und können anschließend das Bottom kleben.

Nach einer ausgiebigen Sunset-Surf- Session erzählen wir uns Surf Geschichten, während ein paar Surf-Freunde von Rodrigo für eine Pizza-Party vorbeischauen. Stolz zeigen wir ihnen unseren Fortschritt mit dem Surfboard. Ich bin erstaunt über die Gedanken, die man sich machen muss, und den Prozess jedes einzelnen Schrittes sowie die Liebe, die in dieses Board gesteckt wird.

Formen, Schleifen und ein bisschen Tanz: Weiter geht es mit unserem Eco-Surfboards.

Am nächsten Tag wird es spannend: Nachdem wir alles geklebt haben, steht das
rohe Brett. Wir bereiten die Rails aus Kork her. Korkbäume stehen hier an jeder Ecke und bieten sich wunderbar dafür an, denn das Material ist flexibel und isolierend. Nun geht es ans eigentliche Schleifen und Shapen. Die jahrelange Erfahrung unseres Lehrmeisters lässt es sehr einfach erscheinen. Wir legen selbst Hand an, und obwohl es ein gewisses handwerkliches Geschick erfordert, macht es viel Spaß. Bei brasilianischem Reggae-Sound tanzen wir durch den Raum und Werkeln, was das Zeug hält. Die letzten Schritte werden eingeleitet, und nach einigen Stunden Shapen haben wir eine sehr schöne Rohversion. Nun werden die Löcher im Holz versiegelt, und es muss noch einige Stunden trocknen.

Und wie so oft im Leben, die nächsten Tage sind flat. Also treffen wir uns noch
einmal an der Costa da Caparica mit den Freunden von der Pizza-Party für eine
Longboard-Session. Zum Glück haben wir alle Größen im Schuppen, denn an einem mangelt es in dieser Werkstatt nicht: Surfbretter.

Der finale Tag für unser Eco-Surfboard.

Das Epoxy ist getrocknet, und wir schleifen die letzten Feinheiten. Anschließend werden die Rails für die Finnen montiert und das Druckventil, denn das Brett ist innen hohl. Der Anspruch von Aranha Shapes ist es, klimafreundliche Surfbretter herzustellen. Eine Studentin der Universität hat eine Studie über den Carbon Footprint gemacht und herausgefunden, dass seine Boards 50–75% weniger Auswirkungen auf den Planeten haben als konventionelle Surfboards. Das meiste fiel bei der Studie auf das Holz, das er damals noch kaufte. Seitdem benutzt er nur noch recyceltes Holz. Er versucht, bei jedem neuen Exemplar seinem Ziel näherzukommen und mit neuen Materialien zu experimentieren.

Das Surfboard ist fertig, und wir können unser Glück kaum fassen. Es hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen, und eine unvergessliche Woche voller Surf, Sonne, guter Vibes und viel neuem Wissen ist wie im Flug vergangen.

Am letzten Morgen gehen wir noch einmal an den Strand und nehmen unser neues Prachtstück sowie ein paar seiner Boards mit, um die letzten kleinen, aber feinen Wellen zu genießen, während wir uns bei einem Acai zwischen den bunten Holzhäusern entspannen und diese Woche Revue passieren lassen. Als Dankeschön für den Workshop bekommen wir ein Jahr kostenlose Nutzung der Software geschenkt. Das heißt, wir können nun mit dem erlangten Wissen und etwas Liebe und Geduld unser zweites Brett selbst zu Hause bauen.

Wir verabschieden uns schweren Herzens am Nachmittag und treten die Reise
Richtung Heimat an. Mit einem Augenzwinkern versprechen wir, wiederzukommen.
In dieser Woche haben wir nicht nur tolle Wellen erlebt, sondern auch gelernt, wie
man mit Liebe zum Detail und einer Prise Gelassenheit viel Neues erschaffen kann.
 

Tomás und Rodrigo bauen ein SurfboardTomás hält das Gerüst seines Surfboards hochWerkastatt von Rodrigo Aranha LopesJanna baut an ihrem Surfboard

Einblicke in die WerkstattRodrigo baut sein SurfbrettEin Eco Surfboard aus Holz und KorkTomás und sein neues SurfboardJanna und ihr neues Surfboard

 

Wer Interesse an einem seiner Workshops hat, kann ihn bei Aranha Shapes auf
Instagram kontaktieren oder einfach webshapingbay.com checken.

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